DM Voltigieren: Silber und Bronze für Heiland und Duo Sternberg/ Otten
Die Entscheidungen bei den 60. Deutschen Meisterschaften im Voltigieren in Verden sind gefallen. In vier packenden Finals setzten sich in der Niedersachsenhalle durch: das Team Norka des VV Köln-Dünnwald (LV Rheinland), Julia Sophie Wagner (Leipzig/Sachsen), Bela Lehnen (Moers/Rheinland) sowie Diana Harwardt (Bernau) und Peter Künne (Berlin) im Pas de Deux für Berlin-Brandenburg.
Bereits zum siebten Mal ging es in der Niedersachsenhalle um die Meistertitel im Einzel-, Doppel- und Gruppenvoltigieren. In der Königsdisziplin bei den Teams setzte sich am Ende souverän das Team Norka Automation des VV Köln-Dünnwald durch. Die Mannschaft um Longenführerin Ines Nawroth gewann mit dem 14-jährigen Holsteiner Wallach Calidor alle drei Umläufe. Die Rheinländer setzten sich zunächst in der Pflicht mit einer Wertung von 7.756 Punkten an die Spitze des Feldes. Für die beiden anschließenden Küren erhielt die Mannschaft 9.183 und 9.479 Zähler. Das machte im Gesamtergebnis 8.701 Punkte und damit den deutlichen Sieg. Trainer Torben Jacobs zeigte sich sehr zufrieden mit der Leistung seiner Schützlinge: „Für uns war das einfach ein super Abschluss für eine wirklich mehr als gelungene Saison. Es ist viel mehr, als wir anfangs gedacht haben. Natürlich hat man es irgendwann gehofft, als wir gut in die Saison eingestiegen sind und auch immer mehr als Team zusammengefunden haben. Die ersten Runden waren doch ein bisschen mehr Arbeits-Runden. Die Saison war einfach lang und man hat gemerkt, dass man dem Saisonende entgegen geht und der Höhepunkt schon war. Aber heute haben sie einfach eine top Runde gebracht, haben eine nahezu perfekte Leistung abgeliefert. Ich glaube das war einfach ein krönender Abschluss für eine mehr als perfekte Saison und ich bin richtig stolz auf meine Leute. Die haben hammer gearbeitet und hammer abgeliefert. Auch Bela ist Deutscher Meister geworden. Der Junge hat wirklich den Vogel abgeschossen dieses Jahr. Wir sind mehr als zufrieden und haben uns alle eine gute lange Pause nach der erfolgreichen Saison mehr als verdient.“
Die Silbermedaille ging nach Bayern: Der VV Ingelsberg um Longenführer Alexander Hartl voltigierte mit Fider Rock zu 8.376 Punkten und damit auf Rang zwei in der Meisterschaftswertung. Platz drei eroberte das Team Schenkenberg I. Die Voltigierer um Longenführer Peter Wagner lagen bereits mit der Pflicht auf Medaillenkurs. Nach der ersten Kür waren die Sachsen leicht zurückgefallen, kamen mit einer fehlerfreien Darbietung im Finale jedoch im Gesamtranking zu 7.477 Punkten und konnten somit zum ersten Mal seit 2008 die Bronzemedaille auf einer Deutschen Meisterschaft in Empfang nehmen. Beachtlich: Auch damals gehörte Spitzenvoltigiererin Julia Sophie Wagner bereits zur sächsischen Equipe.
Rang vier ging nach Bayern an die Mannschaft vom VRC Weicht (7.45). Die Gruppe um Longenführer Alexander Zebrak lag nach der Pflicht vorerst auf Rang neun – konnte sich aber mit einem vierten Platz im ersten Kürdurchgang sowie einem starken dritten Rang in der finalen Kür insgesamt auf Rang vier von insgesamt 21 Teams vorschieben. Auf einem aussichtsreichen dritten Rang nach Pflicht und Kür lag die Mannschaft des RFZV ST. Hubertus Herne I. In der Finalkür verbuchten die Westfalen jedoch einen Sturz im abschließenden Dreierblock, was die Gruppe im Gesamtklassement auf den fünften Rang zurückfallen lies (7.41). Das S-Team Wedemark (Elfur/ LF: Iris Berthold) belegte Platz zehn von insgesamt 20 startenden Teams.
Pas de Deux: Bronze für Gisa Sternberg und Linda Otten
Die erste Entscheidung des Final-Tages war im Pas-de-Deux gefallen. Hier hatten sich die amtierenden Vize-Europameister Diana Harwardt (22/Bernau) und Peter Künne (22/Berlin) nach dem ersten Durchgang mit 8.843 Punkten an die Spitze des Feldes gesetzt. Am Finaltag kamen die Athleten vom RV Integration aus Bernau auf 8.737 Zähler. Das machte in der Summe 8.790 Punkte für die Berlin-Brandenburger, die damit ihre erste Goldmedaille auf einer Deutschen Meisterschaft in Empfang nehmen konnten.
Trainerin Andrea Harwardt: „Die Niedersachsenhalle in Verden ist eine traumhafte Kulisse für die Deutsche Meisterschaft im Voltigieren. Ein tolles Team, gute Organisation und großzügige Stallungen locken jedes Jahr Aktive und Zuschauer gleichermaßen auf diese tolle Veranstaltung. Auch wir durften schon drei Mal in Verden starten. 2021 gab es Bronze für uns, 2022 voltigierten Diana und Peter zu Silber und in diesem Jahr nun der erste deutsche Meistertitel. Wir freuen uns riesig, unsere Saison mit diesem Erfolg abschließen zu können.“
Silber ging an Adele Schröder (31) und Sophie Wegener (33) vom RFV Wehdem-Oppendorf. Die amtierenden Westfälischen Meister landeten mit ihrem 18-jährigen Hannoveraner Wallach Hendrikx – longiert von Antje Döhnert – in beiden Kürumläufen auf dem zweiten Platz und standen in der Endabrechnung bei 8.162 Punkten. Platz drei und damit Bronze sicherten sich Gisa Sternberg und Linda Otten vom RC Tempo Ritterhude. Die beiden Ritterhuderinnen, die für den Landesverband Hannover an den Start gingen und die DM im Vorjahr auf Rang fünf beendet hatten, landeten mit ihrem Pferd Espresso – longiert von Cornelia Ammermann – im ersten Umlauf auf dem dritten und im zweiten Umlauf auf dem fünften Rang und standen in der Endabrechnung bei 7.922 Punkten. Rang vier ging an die Leipzigerinnen Sarah Elisa Posdziech und Hannah Sophie Schulz vom RVV Schenkenberg, gefolgt von Anna Bregulla und Ronja Kähler (Berlin-Brandenburg/7.428).
Herren: 18-jähriger Voltigierer aus Köln schlägt das Establishment
Für die größte Überraschung in Verden sorgte eindeutig Bela Lehnen. Der 18-Jährige aus Moers setzte bereits mit der zweitbesten Pflicht (8.87) ein Ausrufezeichen und präsentierte anschließend mit dem 13-jährigen Formel 1 d.C. an der Longe von Alexandra Knauf das beste Technikprogramm. Auch im Kürfinale behielt der Bundeswehr-Sportsoldat, der vor wenigen Wochen in Flyinge Silber bei der U21-WM gewann, die Nerven und kassierte mit 9.147 Punkten die höchste Wertung und damit seinen ersten DM-Titel (gesamt: 8.82).
Silber ging an Jannik Heiland mit Dark Beluga FRH und Barbara Rosiny. Der 30-jährige Ingenieur aus Wulfsen vom Landesverband Hannover, der in Flyinge Bronze gewonnen hatte, kam auf insgesamt 8.714 Punkte und verpasste damit knapp seinen fünften DM-Titel. Bronze ging an Julian Wilfling aus Untermeitingen vom VRC Weicht. Der 27-jährige Bayer musste in Verden aufgrund einer Kolik-OP auf sein Toppferd Aragorn verzichten. Er starterte mit Ronaldo und Longenführerin Andrea Boe und verwies mit 8.607 Punkten Thomas Brüsewitz auf Rang vier (8.391). Dessen Bruder Viktor Brüsewitz bestritt sein letztes Turnier als Wettkampf-Voltigierer. Der 33-Jährige aus Wulfsen wurde am Samstag offiziell und emotional verabschiedet, inklusive Gesangseinlage von Bundestrainer Kai Vorberg, Thomas Brüsewitz und Jannik Heiland. In der DM-Wertung landete der Mannschafts-Weltmeister mit 8.361 Punkten auf Rang fünf. Sehenswert: ClipMyHorse veröffentlichte anlässlich seines Abschiedes eine Dokumentation unter dem Titel „Der Rebell im System“.
Damen: Julia Sophie Wagner verteidigt Titel
Ihren Titel aus dem Vorjahr verteidigen konnte Julia Sophie Wagner vom RVV Schenkenberg. Die 25 Jahre alte Sport- und Lehramtsstudentin aus Leipzig voltigierte mit ihrem 18-jährigen Fuchswallach Giovanni an der Longe ihrer Mutter Katja Wagner zu gesamt 8.248 Punkten. Damit sicherte sich die EM-Vierte von Flyinge den zweiten Titel ihrer Karriere. Die Vize-Weltmeisterin von Herning war mit der drittbesten Pflicht in den Wettkampf gestartet, präsentierte das beste Technikprogramm und die zweitbeste Kür. Die Sachsen erhielten in Verden zudem den vom Veranstalter ausgelobten Fairness-Preis. Denn sie stellten ihr Pferd Giovanni auch Alina Roß zur Verfügung. Die 22-jährige amtierende Vize-Europameisterin aus dem mecklenburgischen Userin konnte in der Niedersachsenhalle verletzungsbedingt nicht wie geplant mit ihrem Pferd Baron an den Start gehen. Doch auch mit Giovanni stellte die Polizeimeisteranwärterin der Sportfördergruppe ihre derzeit gute Verfassung unter Beweis. Nach der besten Pflicht der Konkurrenz fiel die Deutsche Meisterin von 2021 insgesamt auf den Silberrang zurück, war aber dennoch zufrieden: „Ich bin Julia und Katja sehr dankbar, dass ich hier die Möglichkeit eines solch tollen Saisonabschlusses bekommen habe“, so Roß.
Über Bronze freute sich Alice Layher (21) aus Brackenheim. Die frisch gekürte U21-Weltmeisterin voltigierte mit ihrem Pferd Lambic van Strohkappeleken – longiert von Andrea Blatz – zu 7.947 Punkten und platzierte sich damit hauchdünn vor Sema Hornberg aus Neuss. Die 23-Jährige präsentierte am Finaltag mit Rockemotion an der Longe von Nina Vorberg die beste Kür (8.389) und landete insgesamt bei 7.943 Punkten. Platz fünf belegte Diana Harwardt, die das nationale Championat in der Damen-Einzelkonkurrenz mit 7.217 Punkten abschloss. Europameisterin Kathrin Meyer aus Hamburg konnte in Verden aufgrund eines verletzungsbedienten Ausfalls ihrer Mutter und Longenführerin Sonja Meyer nicht an den Start gehen. Nina Rauls (Vertigo von der Itzehoer/ LF: Lars Hansen) wurde insgesamt Neunte im großen Feld der 27 Starterinnen.
Fazit des Bundestrainers
Nach der DM in Verden zog Bundestrainer Kai Vorberg eine positive Bilanz: „Bela Lehnen war natürlich eine große Überraschung, aber das hat er sich sportlich auch wirklich verdient. Das zeigt, dass sich unsere etablierten Athleten in Zukunft auch strecken müssen, aber ist auch ein Beleg dafür, dass eben besondere Dinge im Sport möglich sind. Ansonsten fand ich Köln auch souverän mit ihrem dritten Titel in Folge mit einem noch jungen Team, das das EM-Gold eindeutig bestätigt hat. Auch bei den Damen haben sich die etablierten Athletinnen am Ende durchgesetzt. Aber wenn wir uns die Einzelsieger der einzelnen Prüfung angucken, war das auch sehr interessant und sehr durchmischt und wird auch für die Zukunft sicherlich weitere spannende Duelle bereithalten. Insgesamt bin ich sehr froh über eine breitere Leistungsspitze, die sich in allen Disziplinen wieder entwickelt. Es ist erfreulich zu sehen, dass sich die Leistungen auch insgesamt verbessern – nehmen wir als Beispiel den sechstplatzierten Herren, der die DM auch mit einer Wertung über 8,0 abschließt. Das ist ein gutes Zeichen für die Zukunft.“ fn-press/Daniel Kaiser