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Ein Jahr nach seiner Wahl zieht FN-Präsident Prof. Martin Richenhagen Bilanz

28Nov.25
Martin Richenhagen Foto: FN Boeker

28.11.2025

Seit einem Jahr agiert Martin Richenhagen als FN-Präsident. Ein Interview über wirtschaftliche Stabilität, Strukturreformen, Teamarbeit, sportliche Erfolge und seine Pläne für 2026.

Herr Richenhagen, Sie haben bei Ihrem Amtsantritt angekündigt, die wirtschaftliche Stabilität der FN zu sichern und das Haushaltsdefizit abzubauen. Welche Bilanz ziehen Sie nach einem Jahr?

Wir haben die Finanzen stabilisiert und drehen den Trend – trotz schwieriger Rahmenbedingungen und dem Wegfall unseres Hauptsponsors Agria. Nach dem Verlust 2023 von rund einer Million Euro konnten wir 2024 bereits wieder einen Überschuss von über 140.000 Euro ausweisen. Für 2025 liegt die Prognose im positiven Bereich. 

Das bestätigt den eingeschlagenen Konsolidierungskurs mit Ausgabendisziplin, personellen Umstrukturierungen im Haus und Priorisierung der Kernaufgaben. Externe Prüfungen und eine offen kommunizierte Konsolidierung haben Vertrauen gegenüber unseren Mitgliedern geschaffen. Damit ist die Basis für neue Partnerschaften und Zukunftsinvestitionen gelegt.

Welche Zukunftsinvestitionen stellen Sie sich vor?

Unsere Anlage hier in Warendorf muss beispielsweise modernisiert und auch energetisch top aufgestellt werden. Das ist ein längerfristiges Projekt, zu dem wir bereits jetzt Gespräche mit Experten führen. Zudem möchten wir unsere Anlage künftig auch weiter öffnen.

Ein zentrales Thema Ihrer bisherigen Amtszeit ist die strukturelle Neuausrichtung und die geplante Verschmelzung von FN und DOKR. Welche Schritte wurden bereits umgesetzt?

Wir haben die strukturelle Neuausrichtung aufgesetzt. Das bedeutet, dass die bisherige organisatorische Trennung zwischen der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) und dem Deutschen Olympiade-Komitee für Reiterei (DOKR) aufgehoben werden soll und beide Organisationen in Zukunft unter einem Dach zusammengeführt werden sollen.

Die neue Marke, die daraus entsteht, steht für Pferdesport in Deutschland. Wir wollen einen Namen haben, den alle verstehen. Ab dem kommenden Frühjahr werden wir moderner auftreten und gleichzeitig den gesamten Pferdesport in Deutschland ansprechen, den wir vertreten. Außerdem entstehen Synergien, die Kosten sparen. Beispielsweise benötigen wir künftig nur noch eine Wirtschaftsprüfung. Die neue Marke „Pferdesport Deutschland“ ist Teil eines umfassenden Strategieprozesses.

Über die Verschmelzung entscheidet eine außerordentliche Mitgliederversammlung am 10. Dezember 2025. Bis dahin binden wir die Delegierten der Landesverbände, der Persönlichen Mitglieder und Stakeholder eng ein. Eine erste Resonanz auf unser neues Logo für die Marke Pferdesport Deutschland war sehr positiv. 

Parallel gab es weitere Umstrukturierungen im Haus. Wir haben Ressort- und Teamleiter ernannt und die Führung gestrafft: Mit Wirkung zum 1. Oktober 2025 wurde Dr. Dennis Peiler zum Vorstandsvorsitzenden berufen. Der Vorstand wurde von vier auf drei Mitglieder reduziert. Mit diesen Maßnahmen bündeln wir Verantwortung und beschleunigen Entscheidungen.

Sie haben mehrfach betont, wie wichtig ein starkes Team ist. Wie haben Sie die Zusammenarbeit in der FN erlebt?

Was mich besonders beeindruckt hat, ist das Engagement und die Professionalität unserer Mitarbeitenden. In Warendorf arbeiten viele Experten, die sich teils schon Jahrzehnte für den Pferdesport einsetzen. Intern war die Neuaufstellung im Vorstandsteam ein wichtiger Schritt – mit klaren Zuständigkeiten, kurzen Wegen und gegenseitigem Vertrauen.

Außerdem freut mich die Dialogbereitschaft in der Basis: Unser offenes ‚Stallgespräch – Was nun, Herr Richenhagen?‘ geht im Januar bereits in die fünfte Runde. Der direkte Austausch hilft uns, Maßnahmen zu justieren und Vertrauen zu stärken.

Ein Höhepunkt im Jahreskalender waren die Al Shira’aa Bundeschampionate in Warendorf. Welche Bedeutung haben sie für die FN?

Die Al Shira’aa Bundeschampionate in Warendorf sind unser Schaufenster für Zucht, Ausbildung und Nachwuchsleistung. Wir haben talentierte und sehr gut ausgebildete Pferde gesehen. Die Zuschauerresonanz lag mit 40.000 Besuchern über dem Vorjahresniveau. Meiner Meinung nach waren es die erfolgreichsten Bundeschampionate aller Zeiten. In den vergangenen Jahren haben wir ungefähr 200.000 Euro Verlust gemacht, dieses Jahr ein Plus von über 100.000 Euro. Ein besonderer Dank geht hier an Dr. Klaus Miesner und Markus Scharmann. Damit haben wir unser Ziel, die Bundeschampionate in Eigenregie und mit einer schwarzen Null zu führen, übertroffen.

Wie ordnen Sie die Erfolge im internationalen Pferdesport ein?

2025 war sportlich außerordentlich stark: In Summe kommen wir – über Europameisterschaften, Weltmeisterschaften und Nachwuchs-Championate – auf rund 60 Medaillen. Andere Nationen kopieren nicht ohne Grund unser System. Es gilt das bestehende weiter auszubauen. Wichtig ist dabei, die Förderung und Sicherung von guten Pferden. Dafür sind auch die Besitzer entscheidend.

Worauf liegt Ihr Fokus für 2026?

2026 bedeutet für mich persönlich ein Rückzug aus dem operativen Geschäft, mich vollkommen der Rolle als Präsident zu widmen und Dr. Dennis Peiler das Feld zu übergeben. Ich freue mich auf ein spannendes Jahr, in dem wir unsere neue Marke einführen und sportliche Höhepunkte genießen dürfen – natürlich denke ich hier auch an die WM in Aachen. Gemeinsam wollen wir zeigen, wie fantastisch unser Pferdesport ist und wir uns für unsere Pferde einsetzen. Alles, was wir machen, passiert aus Liebe zum Pferd. Wir wollen unsere Werte Tierwohl, Fairness und die Erhaltung des Kulturguts Pferd noch stärker für alle sichtbar leben. fn-press/USC, Foto: FN-Archiv


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