News
Nachwuchs-Europameisterschaften Springen: Keine deutschen Einzelmedaillen

14.07.2025
Die Entscheidungen bei den Europameisterschaften der Nachwuchsspringreiter in Riesenbeck sind gefallen. Aus deutscher Sicht gab es eine Medaille im Team für die Children und leider keine weitere Medaille bei den Einzelentscheidungen. Dafür präsentierte sich der Veranstalter aber mit idealen Bedingungen für sehr guten Sport.
Children: Niederländerin Lieselot Kooremans gewinnt Gold im Stechen
Lieselot Kooremans ist die neue Einzel-Europameisterin der Children. Als einzige Reiterin waren die 14-jährige Niederländerin und ihre 12-jährige Stute Nini van HD über alle sechs Runden der U14-Wettkämpfe fehlerfrei geblieben und sicherten sich somit verdient die Goldmedaille. Silber ging an Eleonora Ljungman aus Großbritannien, Bronze an den Schweizer Noah Philips-De Vuyst.
Der zweite Umlauf des Einzelfinales war hart umkämpft: Sechs Reiterinnen und Reiter aus insgesamt 31 Teilnehmern starteten mit null Strafpunkten auf ihrem Konto in das letzte Springen ihrer Europameisterschaft, darunter auch die beiden Deutschen, Johanna Hell und Justus Thomsen. Beide hatten mit ihren Pferden Copacabana M und Clooney während des gesamten Turniers tadellose Runden gezeigt und damit maßgeblich zur Mannschaftsgoldmedaille am Samstag beigetragen. Am Ende schien der Druck vielleicht ein bisschen zu hoch; Johanna Hell schied nach zweimaliger Verweigerung ihrer Stute leider aus, Justus Thomsen wurde mit 12 Strafpunkten 20. Beste Deutsche im Endklassement wurde Luisa Charlotte Brocks, die sich mit Cordijana nach zwei fehlerfreien Runden im Einzelfinale noch auf den fünften Rang vorarbeiten konnte.
Junge Reiter: Rachel Proudley sorgt für eine goldene Sensation auf ihrer ersten Europameisterschaft
Die Britin Rachel Proudley konnte bei ihrem allerersten Championat einen sensationellen Erfolg feiern: Bronze mit der Mannschaft und Gold im Einzel der Jungen Reiter. Im Sattel der 14-jährigen, irisch gezogenen Stute Quality Street hatte sie sich über die gesamte Woche keinen Springfehler zu Schulden kommen lassen. Mit lediglich 0,7 Punkten beendete sie das Einzelfinale der Europameisterschaften als letzte Starterin und blieb erneut fehlerfrei. Das bedeutete die Goldmedaille.
Die Französin Eden Leprevost Blinlebreton gewann auf der 11-jährigen Fuchsstute Barbie de la Roque Z die Silbermedaille. Auch sie beendete das Turnier ohne einen einzigen Abwurf — kein Wunder, denn Springreiten liegt der 21-Jährigen im Blut. Beide Eltern sind Profireiter, ihre Mutter ist keine Geringere als die olympische Mannschaftsgoldmedaillengewinnerin Pénélope Leprevost. Mathieu Guery, Sohn des Olympiareiters Jérôme Guery, durfte am Samstag mit seinen Teamkollegen Mannschaftsgold feiern, am Sonntag Nachmittag fügte der Belgier seiner Ausbeute noch eine Bronzemedaille hinzu. Auch er war fehlerfrei in beiden Umläufen geblieben.
Junioren: Emily Moloney gewinnt Gold
Die Junioren-Europameisterschaft endete mit dem Sieg der Irin Emily Moloney, die während des gesamten Turniers eine makellose Leistung zeigte. Auf dem Schimmel Temple Alice berührte die 18-Jährige nicht eine einzige Stange und sicherte sich so mit einem Endergebnis von nur 1,47 Punkten die Goldmedaille und den Titel in Riesenbeck. Die Silbermedaille ging an ihre Teamkollegin Tabitha Kyle, die auf Bp Goodfellas ebenfalls fehlerfrei blieb und mit 3,27 Punkten aus dem allerersten Zeitspringen ins Ziel kam. Das Podium komplettierten Liam Nilsson und Ulla Bella Hastak für Schweden.
Die drei Medaillengewinner zeigten starke Nerven im Stadion von Riesenbeck und ritten allesamt ohne Abwurf ins Ziel. Für Emily Moloney war der erste Einzeltitel der bisher größte Erfolg ihrer Karriere und ein sehr emotionaler Sieg für die ganze Familie. Naomi Himmelreich und Flying Kiss konnten ihre tolle Form im Finale leider nicht halten: Zwölf Fehlerpunkte warfen das Paar auf den 14. Rang zurück und sind leider ganz und gar nicht ein Spiegel ihres ersten Championats. Bestes deutsches Paar waren Fabio Thielen und Stakaya auf Platz neun. Emma Bachl auf Condolcessa beendeten ihr Turnier auf dem 21. Rang. Leo Renner entschloss sich, seinen Ludwig zu schonen und trat im zweiten Umlauf nicht mehr an.
Zum Abschneiden der deutschen Reiter bei den Children, Junioren und Jungen Reitern: Nachwuchs-Bundestrainer Eberhard Seemann ordnete die Leistung der deutschen Nachwuchsreiter wie folgt ein: „Da muss man jetzt natürlich die Children hervorheben mit ihrer Goldmedaille. Das war toll! Das Einzelfinale lief für uns nicht wirklich nach Plan. Wir hatten zwei Reiter mit Johanna Hell und Justus Thomsen, die immer noch mit null Fehlerpunkten ganz vorne dabei waren. Es bestand die Hoffnung, dass wenigstens einer den Schritt ins Stechen schafft, weil die Leistungen im Vorfeld sehr, sehr gut waren. Leider haben uns auch ein bisschen die Nerven einen Streich gespielt und am Ende auch die Kondition und mentale Kondition, ebenso wie die Konzentration. Nichtsdestotrotz: die anderen drei waren Null, haben ein super Stechen geliefert und verdient gewonnen. Luisa Charlotte Brocks hatte einen Fehler im Nationenpreis, heute eine fehlerfreie Runde. Sie ist jetzt auf einem tollen 5. Platz. Ich persönlich habe mir auch bei den Junioren eine Medaille erhofft. Die war auch durchaus greifbar nahe. Leider war dann doch das Glück nicht auf unserer Seite. Ich möchte nicht alles nur mit Pech beschreiben. Wir hatten auch den einen oder anderen reiterlichen Fehler. Aber nachher war es eng, wir haben einen Fehler zu viel gehabt und sind deshalb an einer Medaille vorbei gerutscht in der Mannschaft. Fabio Theilen hatte im Einzel noch einen wirklich ärgerlichen Fehler, sonst hätte er auch eine Einzel-Medaille gewonnen. Es war schade, ich hätte mir schon noch eine Medaille gewünscht in der Mannschaft oder im Einzel. Die Leistungen bei den Jungen Reitern waren schon ein bisschen enttäuschend. Mit der Mannschaftsleistung auf dem elften Platz können wir natürlich nicht zufrieden sein.“
Fazit zu den Europameisterschaften in Riesenbeck 2025
Der Präsident der Veranstaltung Ludger Beerbaum war rundum zufrieden: „Das Feedback von den Teilnehmern, den Besitzern, Trainern, Fans, die hier waren, könnte nicht besser sein. Das ist wirklich unglaublich. Es war nicht so ganz leicht, weil wir ja eigentlich nur kurzfristig eingesprungen sind und hinter den Kulissen einen beträchtlichen Aufwand für die neuntägige Veranstaltung gehabt haben.“
Turnierleiter Karsten Lütteken zog ebenfalls ein positives Fazit: „Unser größtes Ziel, das wir am Anfang hatten, ist auf jeden Fall erreicht. Wir wollten eine Meisterschaft bieten, die die gleichen Qualitätsansprüche hat wie bei einer Senioren-Meisterschaft. Wir wollten die jugendlichen Nachwuchsreiter genauso behandeln wie die weltbekannten Profis, ihnen die gleiche Aufmerksamkeit zukommen lassen, die gleichen guten Bedingungen, Abläufe. Diese Professionalität sollte den Aktiven einen würdigen Sport bieten, ihnen aber auch das Gefühl geben, dass sie sich bei allem Championatsdruck ein bisschen entspannen und sich sicher fühlen können, dass hier alles drumherum so organisiert ist und der Sport im Vordergrund stehen kann.“ fn-press/sag
Alle News