News
Goldenes Reitabzeichen für Pauline Bubanz

08.10.2025
Für die 25-jährige Dressurreiterin Pauline Bubanz aus dem niedersächsischen Holzminden war es am 12. Juli 2025 soweit: Im Rahmen des Dressurturniers 21. Bettenröder Dressurtage 2025 wurde ihr für Erfolge im Dressurreiten das Deutsche Reitabzeichen in Gold verliehen. Die Laudatio hielt FN-Ausbildungsbotschafter Christoph Hess.
Es ist Samstagabend. Auf dem Hof Bettenrode bei Göttingen herrscht Ausnahmezustand. Aus ganz Deutschland haben sich Reiter mit ihren Pferden, Zuschauer und Pferdesportbegeisterte auf den Weg zu den Bettenröder Dressurtagen gemacht. Bereits am Donnerstag begann das Turnier auf der Anlage des Pferdewirtschaftsmeisters Philipp Hess. Am Samstagabend stand um 20 Uhr die letzte Prüfung auf dem Programm, eine Dressurprüfung der Klasse S–Kür. Die besten neun Teilnehmer der Dressurprüfung Klasse S vom Vortag hatten sich qualifiziert. Die Tribüne war dicht besetzt mit Zuschauern. Sieger der Prüfung wurde Paul Löcher mit seinem westfälischen Wallach Amaro T. Auch der Hof Bettenrode war in der Prüfung vertreten: Marie Bubanz und ihre Oldenburgerin Petite Etoile OLD zeigten eine spannende und zugleich harmonische Kür und belegten den fünften Rang. Doch damit war das Abendprogramm der Bettenröder Dressurtage nicht beendet. Im Anschluss an die Siegerehrung wartete noch ein ganz besonderer Programmpunkt auf die Zuschauer: eine Verleihung des Goldenen Reitabzeichens.
Verleihung des Goldenen Reitabzeichens
Im Licht der Scheinwerfer – die Sonne begann bereits, unterzugehen und färbte den Himmel des milden Sommerabends dunkelblau mit in einem sanften rosa-orange-Ton – trabte ein dunkelbraunes, langbeiniges Pferd in das Viereck. Sein Name: Dantino Grande. Seine Reiterin: Pauline Bubanz. Christoph Hess betrat das Viereck. Am Rande des Reitplatzes versammelten sich Freunde, Verwandte und Zuschauer. Im Hintergrund spielte epische Musik, Hess begann mit einer Laudatio, die den Weg der jungen Reiterin widerspiegelte. Währenddessen zeigte Pauline Bubanz mit ihrem „Dante“ einige der schwierigsten Lektionen aus der höchsten Klasse der Dressur, dem Grand Prix ehe sie mit einem großen Applaus und dem an den Frack gehefteten Goldenen Abzeichen auf die emotionale Ehrenrunde geschickt wurde.
Mit Unterstützung der Familie
Schaut man sich die sportliche Karriere der jungen Dressurreiterin an, würde einem wahrscheinlich der Satz „Ohne Fleiß kein Preis“ einfallen. Geboren und aufgewachsen ist die pferdebegeisterte Reiterin in Holzminden auf dem Hof der Familie. „Wir hatten schon immer Pferde, einen Hund und eine Katze. Ich könnte mir ein Leben ohne Tiere und Natur nicht vorstellen.“ Jegliche Stallarbeiten oder die Pflege der Pferde übernimmt sie selbst. Angestellte oder Helfer gibt es auf dem Hof der Familie nicht. „Wir machen das als Familie zusammen, mein Vater macht sogar unser Heu selbst.“ Und auch die Begeisterung für den Dressursport war kein Zufall. „Meine Eltern sind schon immer geritten, und bevor ich laufen konnte, saß ich im Sattel.“, erzählt sie. Ihr Vater Volker ist damals bis zur Klasse M geritten, ihre Mutter fühlte sich im Dressur- und Springsattel zuhause. „Von meinen Eltern habe ich die wichtigen Grundlagen gelernt. Wenn ich heute mal nicht weiter weiß, kann ich sie immer fragen.“. Eine weitere, wichtige Säule ist ihre Schwester Marie. Sie reitet ebenfalls bis zur Klasse S** in der Dressur und hilft Pauline auf den Turnieren oder im Training. „Ohne sie würde gar nichts gehen! Wir unterstützen uns gegenseitig, fahren gemeinsam zum Turnier und wenn ich mal nicht weiß, was ich machen soll, hat sie immer einen guten Rat parat.“
Einen richtigen, festen Trainer? Den gab es auf ihrem Weg bisher noch nie. „Ich habe mir bisher das meiste selbst beigebracht. Ich wollte auch mal gerne Einerwechsel oder Pirouetten reiten, also habe ich geschaut, wie andere es machen. Learning by doing quasi!“, erklärt sie, wie sie bisher zu ihrem Können gelangt ist. „Ich habe bisher auch ein paar Praktika gemacht bei namenhaften Dressurreitern, weil ich wissen wollte, wie sie ihre Pferde trainieren und ausbilden. Ich wollte unbedingt mehr lernen und meinen Horizont erweitern. Am Ende habe ich mir von verschiedenen Reitern einige Dinge gemerkt und meinen eigenen Weg gefunden.“
Einstieg in die Klasse S mit Romello
Ihre Pferde hat Pauline bisher immer selbst geritten und ausgebildet. Den Einstieg in die Klasse S ermöglichte ihr damals der Fuchswallach Romello. Er war bis zur Klasse S ausgebildet, aber kein typischer, einfacher Lehrmeister. Sie selbst sagt, von ihm habe sie alles gelernt. Eben weil er nicht so einfach war, aber ihr jeden Fehler verziehen hat. Die anderen Pferde, die sie davor hatte oder die danach folgten, hat sie selbst ausgebildet. „Mir macht es Spaß, zu sehen und zu fühlen, wie die Pferde stetig besser werden und auf dem Turnier gerne im Viereck mit mir zusammen zeigen, was sie gelernt haben.“
Ihr Dantino Grande ist dafür wohl das beste Beispiel. Fünfjährig, auf Dressurpferde A-Niveau, kam der große Oldenburger in den Stall der Familie Bubanz. Vom ersten Moment an war Pauline von dem Pferd begeistert und hatte eine Vision, wie er einmal werden könnte. Sie hat an ihn und sein Talent geglaubt, auch als andere es vielleicht nicht taten. Zwischen den Beiden passt es einfach. Ein halbes Jahr später, im Juni 2022, Dantino gerade sechsjährig, qualifizierten die beiden sich für das Bundeschampionat in Warendorf mit der Wertnote 8,1. Im Juli stand die Teilnahme an der Sichtung zur Weltmeisterschaft beim Deutschen Olympiade-Kommitee für Reiterei in Warendorf an. Im August gewann das Paar ihre erste M-Dressur. 2023 waren sie erstmals in einer S-Dressur platziert. „Dante ist sehr schlau, aber auch sehr groß. Er brauchte einige Zeit, um in seinen Körper hineinzuwachsen.“ Und diese Zeit hat die Familie ihm gegeben. Achtjährig schien Dante mit seinem Körper „eins“ zu sein, innerhalb eines halben Jahres gewannen die beiden sechs Mal in der Klasse S. Zehn Siege in der schweren Klasse waren nötig, um die Voraussetzungen zum Goldenen Reitabzeichen zu erfüllen. Vier Siege gingen bereits auf Paulines Konto. Mit 18 siegte sie erstmals in der Klasse S mit Romello. 2021 holte Lord Lancaster AH den benötigten S-Sieg.
Im November 2024 war es dann Dante, der mit seinem sechsten Sieg in der Klasse S beim Turnier in Schenefeld die Sache rund machte und so seiner Reiterin den finalen, zehnten S-Sieg schenkte.
„Dante ist ein ganz besonderes Pferd. Er denkt wie ein Mensch. Ihm fällt es leicht, zu lernen. Ich möchte nicht zu viel mit ihm machen, aber ich muss auch aufpassen, dass ihm nicht zu langweilig wird.“
Pauline reitet am Tag meist bis drei bis fünf Pferden neben ihrem Studium. Welche Ziele sie für die Zukunft hat? Ganz klar: besser werden, weiterkommen, aber niemals die Gesundheit und Zufriedenheit der Pferde aus den Augen verlieren.
Das Jahr 2025 war bis jetzt schon sehr erfolgreich, zwei Siege auf S***-Niveau untermalen ihre Erfolgsbilanz. Der Hof Bettenrode gratuliert zu dieser besonderen Auszeichnung des Goldenen Reitabzeichens und wünscht für die Zukunft weiterhin viel Glück und „allzeit guten Ritt“. Hof Bettenrode e.V./ Fotos: privat
Alle News