News
âBlut hat im Pferdesport nichts zu suchenâ
07.11.2025
FEI beschlieĂt RegelĂ€nderung der FEI-Blutregel/Martin Richenhagen im Interview
Die Ănderung der sogenannten Blutregel ist heute bei der Generalversammlung des Weltreiterverbandes (FEI) in Hongkong entschieden worden. 20 Nationen haben gegen die Ănderung der Blood-Rule gestimmt, 56 dafĂŒr. Die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) spricht sich weiterhin dagegen aus. FN-PrĂ€sident Martin Richenhagen betont im Interview, dass Blut am Pferd im Sport nichts verloren hat. Er erklĂ€rt, warum die FN an klaren Regeln festhĂ€lt, weshalb das Thema ĂŒber den Einzelfall hinausgeht und welche Verantwortung der Pferdesport gegenĂŒber Gesellschaft und Tierwohl trĂ€gt.
Herr Richenhagen, die FEI hat nun beschlossen, die sogenannte âBlutregelâ im Springreiten zu lockern. Was halten Sie davon?
Ich halte das fĂŒr einen klaren Fehler. Blut hat im Pferdesport nichts zu suchen. Auch wenn die Zahl der FĂ€lle weltweit sehr gering ist â zuletzt bei jedem 3.366 Start, wobei es zu mehr als 99 Prozent ganz geringfĂŒgige Kratzer sind â das Thema steht sinnbildlich fĂŒr unseren Umgang mit dem Pferd. Wenn ein Pferd durch den Reiter verursacht blutet, kann es nicht weiter am Wettbewerb teilnehmen. Das ist eine Frage des Respekts und der Verantwortung.
Sie sprechen davon, dass die FEI die Regelung lockert â das ist ein Aspekt der vorgeschlagenen RegelĂ€nderung. Auf der anderen Seite gibt es weitere Regeln, die unter diesem Paragraphen gefasst sind: So werden Reiter kĂŒnftig direkt verwarnt. Diese Verwarnung ist öffentlich einsehbar. Das gab es so bislang nicht, auch die vierwöchige Sperre bei zwei Verwarnungen wird neu in das Reglement aufgenommen. AuĂerdem gibt es nun eine fit-to-compete-Regel: Wenn Blut am Pferd festgestellt wird, dĂŒrfen Pferde nur weiterhin starten, wenn sie eine tierĂ€rztliche Untersuchung bestandnen haben. Was viele auch nicht wissen, ist, dass ĂŒbermĂ€Ăiger Gebrauch von Sporen weiterhin direkt zur Disqualifikation fĂŒhrt.
Die FEI argumentierte im Vorfeld, dass es auch harmlose Ursachen geben kann â etwa, wenn das Pferd einen leichten Kratzer im Einwirkungsbereich des Schenkels hat.
Es gibt solche FĂ€lle. Aber die Regel zu lockern, halte ich nicht fĂŒr richtig. Wir brauchen in dieser Frage keine Grauzonen. Jede sichtbare Verletzung ist ein Signal, das wir ernst nehmen mĂŒssen â und kein Anlass, die Messlatte niedriger zu legen. Wenn wir anfangen, Blut zu relativieren, verlieren wir die Achtung vor dem Lebewesen Pferd und das Vertrauen der Gesellschaft.
Also eine klare Nulltoleranz-Haltung?
Ja, unbedingt. Wir mĂŒssen uns bewusst sein: Wir stehen unter Beobachtung. Menschen, die den Pferdesport nicht kennen, sehen Bilder von Pferden mit Blut â und das löst Empörung aus. Und das zu Recht. Wir wollen Pferdesport mit gesunden, glĂŒcklichen Pferden zeigen â nicht mit Pferden, die offensichtlich verletzt sind.
Kritiker befĂŒrchten, dass die Regel zu streng ist und Reiter fĂŒr minimale Verletzungen bestraft.
Ich verstehe diesen Einwand, aber das Ziel ist ja nicht, jemanden zu bestrafen â sondern dafĂŒr zu sorgen, dass so etwas gar nicht passiert. Wer verantwortungsvoll mit seinem Pferd umgeht, wird in der Regel kein Problem haben. Eine klare Regel schafft Bewusstsein und Achtsamkeit.
Viele Nationen sehen das Àhnlich wie Deutschland. Ist das ein Signal an die FEI?
Ja, absolut. Wir sind nicht allein mit dieser Haltung. 20 Nationen haben gegen die RegelÀnderung gestimmt. Wir werden weiterhin an dem Thema bleiben.
Was erwarten Sie konkret von der FEI?
Die RegelĂ€nderung ist nun beschlossen. Sie tritt zum 1. Januar 2026 in Kraft. Nun werden wir im kommenden Jahr sehen, wie viele Verwarnungen ausgeprochen werden. So oder so bleiben wir dabei: Das Wohl des Pferdes steht ĂŒber allem. Wir handeln aus Liebe zum Pferd und im Dienste der Menschen.
Wie steht die FN zu möglichen nationalen Lösungen?
Unser Anspruch ist, im Pferdesport Vorbild zu sein. Das bedeutet: höchste Standards im Umgang mit unseren Pferden. Pferde mit frischem Blut im Einwirkungsbereich oder einer Verletzung werden hierzulande disqualifiziert und so soll es auch bleiben.
Was wĂŒrden Sie denjenigen sagen, die meinen, der Pferdesport mĂŒsse pragmatischer werden?
Pragmatismus hört dort auf, wo es um Tierwohl geht. Wir mĂŒssen zeigen, dass sportlicher Erfolg und pferdegerechtes Handeln zusammenpassen. Das ist unsere Verantwortung â gegenĂŒber den Pferden, aber auch gegenĂŒber der Gesellschaft. fnpress/sag
Alle News