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Therapeutisches Reiten: Fachtag zu den Grundlagen der Pferdephysiotherapie

16Okt.25
Fachtag KT Therapeutisches Reiten Röderhof

16.10.2025

Am 12. September 2025 fand der Fachtag des Kompetenzteam Therapeutisches Reiten im Pferdesportverband Hannover in der Heimstatt Röderhof in Dieckholzen mit Referentin Susanne Schmitt in Zusammenarbeit mit Gesine Pietsch statt. Thema der Fortbildung waren die Grundlagen der Pferdephysiotherapie – Bewegungsapparat Pferd und der Einfluss der passenden Ausrüstung auf die Beweglichkeit des Pferdes.

Susanne Schmitt, Leiterin der pferdgestützten Arbeit in der Heimstatt Röderhof, einem Wohn-und Lebensbereich  für Menschen mit Mehrfachbehinderungen vermittelte den 25 Teilnehmenden die Grundlagen der Pferdephysiotherapie gemeinsam mit den Pferden Hannah (14 schweres Warmblut), Naldo  (11 Haflinger) und Siska (20 Tinker). Die Pferde im Arbeitseinsatz für und mit dem Menschen bedürfen oft der gesundheitlichen Unterstützung, um artgerecht und angemessen leben zu können. Deshalb sollten Haltung und gesundheitsfördernde Bemühungen von den Pädagogen, Therapeuten etc., die in diesen Bereichen arbeiten bedacht werden. Das Thema war deshalb von den Teilnehmenden bei einer Vorveranstaltung favorisiert worden.

Unter Pferdephysiotherapie ist eine Form der äußerlichen Anwendung von Behandlungstechniken zu verstehen, mit der die Bewegungs-und Funktionsfähigkeit des Körpers wieder hergestellt, bzw. verbessert oder erhalten werden soll.

Physiotherapeutische Maßnahmen sind angebracht bei:

  • Dauernder Steifheit und Widersetzlichkeit gegen die Reiterhilfen
  • Zuvor vom Tierarzt abgeklärten unterschiedlichen Lahmheiten
  • Einseitiger Kopf-oder Schweifhaltung in Ruhe oder bei der Arbeit
  • Steifheit des Halses, Kopfschlagen
  • Auffälligkeiten beim Putzen, Satteln
  • Bei Taktfehlern in verschiedenen Gangarten
  • Schmerzanzeichen
  • Erhalten der Vitalfunktion und Beweglichkeit des alten Pferdes
  • Nach Zahnbehandlungen (Verspannungen im Bereich Kiefergelenk und Genick)

Besondere Aufmerksamkeit richtete die Referentin auf das Kiefergelenk und dessen kompensatorische  Fähigkeit sowie dessen Verbindung zum Kreuzdarmbeingelenk. Das Kreuzdarmbeingelenk kann über die Verkettung  von Muskeln, Faszien und Nackenrückenband Bewegungseinschränkungen der Hinterhand sowie Verspannungen und Störungen der Gesamtkörperbewegung hervorrufen. Die TeilnehmerInnen konnten die entsprechenden Bereiche an den Pferden berühren, ertasten, fühlen und Fragen  bezüglich ihrer Praxiserfahrungen stellen.

Steigerung des Pferde-Wohlbefindens

Nach den Erläuterungen zum Skelett, dem Knochengerüst, der  Stützstruktur mit seinen Gelenken, Knorpeln und beweglichen Verbindungen erfolgte die Betrachtung der Muskulatur. Die seitlichen geraden Kopfmuskeln, der Rumpfträger-, Brust-, Rücken-, Lenden- und Darmbeinmuskel konnten ertastet werden, wobei Susanne Schmitt besonders auf die Auswirkungen von Verspannungen hinwies, die Bewegungsauffälligkeiten zur Folge haben können. Es wurden reiterliche Übungen erläutert und  über Erfahrungswerte damit diskutiert, die zur Lockerung der Muskulatur und zur Steigerung des Pferde-Wohlbefindens beitragen können. Susanne Schmitt demonstrierte Dehnübungen für den Lenden-Darmbeinmuskel; diese können zur Entspannung der Hinterbein-Muskulatur beitragen. Ziel jeglicher Gymnastizierung ist die verspannungs- und schmerzfreie Beweglichkeit des Pferdes bei seinem täglichen Arbeitseinsatz im therapeutischen Bereich.

Um das zu gewährleisten ist die Beschäftigung und der Einsatz von TCM – Erkenntnissen (traditioneller chinesischer Medizin) hilfreich, wie das Stimulieren bestimmter Akkupressurpunkte. Die TeilnehmerInnnen konnten den Einsatz an den ausgeglichenen Pferden des Röderhofes testen. Abschließend konnten unterschiedliche Sättel und Gurte, die in der Arbeit zum Einsatz kommen und deren Einfluss auf den Physis und Psyche des Pferdes getestet werden und Fragen bezüglich der von den TN verwandten Materialien bearbeitet werden. Gegen 16:30 Uhr ging es für alle Fachtagsteilnehmer in ihre Lebens-und Tätigkeitsbereiche für „Pferdgestützter Arbeit“ zurück. Text und Foto: Gabi Eickmeyer


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