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DM Para-Dressur: Titel für Benzinger, Dresing, Mispelkamp, Niehues und Zeibig

München (fn-press). Nach zweijähriger Corona-Pause haben im Rahmen der Pferd international in München die Deutschen Meisterschaften der Para-Dressurreiter stattgefunden. Die Titel in den fünf Behinderten-Grades gingen an Martina Benzinger (Grade I), Heidemarie Dresing (Grade II), Steffen Zeibig (Grade III), Anna-Lena Niehues (Grade IV) und Regine Mispelkamp (Grade V).

Zum dritten Mal nach 2006 und 2019 war München-Riem Gastgeber der Deutschen Meisterschaft der Para-Dressurreiter. Im Rahmen der „Pferd international“ kämpften insgesamt 20 Para-Dressurreiter um die fünf Titel.

Grade I: Erster Meistertitel für Benzinger
Als einzige Starter in Grade I hatten sie von Anfang an ihren Meistertitel sicher: Martina Benzinger und ihre Lipizzaner Schimmelstute Nautika. „Da denkt man nicht drüber nach. Mein Ziel war es, hier so gut wie möglich zu sein und so viele Prozente wie möglich zu ergattern“, sagte die 61-jährige Versicherungskauffrau aus Remda-Teichel bei Rudolstadt in Thüringen. Und die Prozente stimmten: Insgesamt 149,47 Punkte sammelte Benzinger in den zwei Wertungsprüfungen, davon 76,156 Prozent in der Kür zu Klängen von Edith Piaf und – ganz neu – von Nicole („Ein bisschen Frieden“). „Das passte besser in die Zeit“, sagt die Reiterin, bei der 1994 Multiple Sklerose diagnostiziert wurde. 2013 nahm die frühere Spring- und Vielseitigkeitsreiterin erstmals an Para-Dressuren teil, zunächst in Grade IV (damals noch Grade III), ab 2018 dann in Grade II und ein Jahr später dann in Grade I. Seit zwei Jahren sind sie und das ehemalige Fahrpferd Nautika ein Team, ermöglicht durch den Thüringer Spediteur Jörg Jüngling, der ihr schon den Kauf ihres vorherigen Pferdes Frizzantino ermöglichte. „Nautika hat einen wahnsinnigen Schritt und einen guten Vorwärtsdrang. Das ist wichtig, da ich nur einseitig treiben kann“, sagte Benzinger. In diesem Jahr haben die beiden einen „Lauf“, siegten in Randbol/Dänemark und Mannheim in allen drei Prüfungen. „Meine Motivation ist es, meine Prozente mindestens immer zu halten und immer ein bisschen besser zu werden“, sagt Benzinger.

Grade II: Dresing verteidigt Titel
In Grade II verteidigte Heidemarie Dresing erfolgreich ihren Titel. Im Sattel ihres Paralympics-Pferdes La Boum sicherte sich die 66-jährige Architektin aus Rheda-Wiedenbrück mit zwei Siegen und insgesamt 149,68 Punkten die Goldmedaille. „Es war sensationell. La Boum ging drei Tage lang richtig gut, war sehr entspannt, das haben wir jetzt gut abgestimmt“, freute sich die alte und neue Meisterin.

Silber ging – wie ebenfalls bei den letzten DM vor drei Jahren – an die Münsteraner Medizinstudentin Gianna Regenbrecht. Allerdings startete die 28-Jährige in München nicht mit ihrem eigenen Pferd Selma Stromberg, sondern saß im Sattel des Oldenburger Rapphengstes Fürst Sinclair, mit dem zuvor seine Besitzerin Elke Philipp Medaillenerfolge bei mehreren Para-Championaten feiern konnte. Sie kam auf ein Endergebnis von 143,054 Punkte. Mit Platz drei sicherte sich die 26-jährige Julia Porzelt aus Prien ihre erste DM-Medaille. Sie startete mit dem Oldenburger Breitling W-Sohn Bruno, der ihr im Nachgang zu einem Vortrag beim Liebenberger Pferdeforum von Züchterin und Besitzerin Anke Strohscheer zur Verfügungen gestellt wurde. Gemeinsam erzielten sie 139,65 Punkte.

Grade III: Gold für Zeibig mit neuem Pferd
Der alte und neue Deutsche Meister in Grade III heißt Steffen Zeibig. Anders als 2019 hatte der 44-jährige Arnsdorfer nun allerdings den neunjährigen Trakehnerwallach Patamon gesattelt und nicht seine langjährige Championatspartnerin Feel Good. Die Oldenburger Rappstute war in München aber ebenfalls als „Gast“ dabei, um in allen Ehren aus dem Para-Sport verabschiedet zu werden. „Patamon haben wir schon seit vier Jahren, er gehört eigentlich meiner Frau. Vor zwei Jahren habe ich ihn schon einmal in Holland auf dem Turnier geritten, in der Coronazeit aber nur gelegentlich draufgesessen“, erzählte Zeibig. Erst vor Kurzem habe er intensiv damit begonnen, mit ihm zu arbeiten. „Ich habe ihm schon immer viel zugetraut, aber dass er hier so geht, so stabil über alle drei Tage, das hat mich selbst überrascht. Er hat so toll mitgemacht“, schwärmte Zeibig. Der Reiter, der ohne rechten Unterarm, linken Fuß und rechten Unterschenkel geboren wurde, und sein Trakehner dominierten ihr Grade von der Einlaufprüfung bis zur Kür. Insgesamt sammelte das Paar 148,005 Punkte in der DM-Wertung und verwies damit „Para-Urgestein“ Dr. Angelika Trabert (Dreieich) mit d’Agustina (144,623) und Claudia Schmidt (Darmstadt ) mit Rosso WRT (136,138) auf die Plätze.

Auch in Grade III gab es zwei neue Gesichter. Die 42-jährige ehemalige Auktionsreiterin Melanie Wienand (Osnabrück) belegte mit dem westfälischen Hengst Revolverheld NRW Platz vier. Fünfte wurde Daniela Jung aus Gütersloh. Die 37-Jährige gehörte in diesem Jahr zu den Gewinnern eine Bundestrainer-Reitstunde auf der Equitana in Essen und feierte in München mit ihrem Pony Crown Dundee LL wie Wienand ihre DM-Premiere.

Grade IV: Von Null zum Titel: Anna-Lena Niehues
Für eine Überraschung in Grade IV sorgte Anna-Lena Niehues, die ihrer erste DM-Teilnahme direkt in eine Goldmedaille verwandelte. Für die 37-jährige Pferdewirtschaftsmeisterin, die in Gronau in dritter Generation den Reiterhof Rüenberg betreibt, war München der zweite Start in einer Para-Dressur überhaupt. Anna-Lena Niehues ist infolge einer Tumor-OP an der Halswirbelsäule 2017 inkomplett querschnittgelähmt, wobei vor allem der rechte Arm betroffen ist. „Direkt nach der OP war ich am rechten Arm und Bein gelähmt, habe aber dank einer guten Ersttherapie schnell wieder Laufen gelernt oder, besser gesagt, gelernt mich fortzubewegen“, erinnert sie sich. Noch während ihres Krankenhausaufenthaltes erwarb ihr heutiger Ehemann auf einer Winterauktion in Handorf die Westfalenstute Quimbaya, mit der die vormalige S-Dressurreiterin im Regelsport an alte Erfolge anknüpft und mittlerweile schon M**-platziert ist. „Durch meine Behinderung bin ich allerdings schon etwas benachteiligt, auch wenn man sich natürlich damit arrangiert.“ Über eine Freundin fand sie zum Para-Dressursport, wenngleich es wegen Corona-Pandemie zwei Jahre dauerte, bis sie klassifiziert – also einem Grade zugeordnet - werden konnte. Im Frühjahr bestritt Anna-Lena Niehues in Meerbusch ihr erstes Para-Turnier und erhielt von Co-Bundestrainer Rolf Grebe die Empfehlung, in München zu starten. Für sie nicht nur eine DM-, sondern auch eine Kür-Premiere. Ihre Musik war eine Mischung aktueller Songs. „Ich hatte ja gerade mal eineinhalb Wochen Zeit, das vorzubereiten“, sagte sie. Dementsprechend knapp wurde es am Ende. Mit 73,900 Prozent trennten sie am Ende nur Hundertstel von der 16-maligen Deutschen Meisterin Hannelore Brenner aus Wachenheim und ihrer Fuchsstute Belissima M. Wegen des besseren Ergebnisses in der ersten Wertungsprüfung hatte die Newcomerin mit insgesamt 147,559 Punkten die Nase vorn. Für Hannelore Brenner gab es 144,04 Punkte und damit die Silbermedaille.

Der Kampf um Bronze fiel zugunsten von Noah Kuhlmann aus Rielasingen-Worblingen bei Konstanz am Bodensee aus. Der 19-Jährige, der an einer unheilbaren neurologischen Krankheit leidet, und sein Rheinländer Hengst Staatslegende kamen in den beiden Prüfungen auf 137,561 Punkte. Auch diese beiden gehören zu den neuen Paaren im Para-Dressursport. Erst in diesem Jahr bestritten sie ihr erstes internationales Turnier in Mannheim.

Grade V: Mispelkamp bleibt Nummer eins
Wie 2019 gab es auch in diesem Jahr in Grade V kein Vorbeikommen an Regine Mispelkamp. Mit ihrem Dunkelfuchs Highlander Delight’s sammelte die an MS erkrankte Dritte der Paralympics 2021 insgesamt 148,902 Punkte und verwies damit die für den Krüsterhof in Voerde startende Newcomerin Isabell Nowak aus Apelern mit Fayola DB mit 140,828 Punkten auf den Silberrang. „In der ersten Wertungsprüfung hatte Highlander Delight’s noch kleine Unsicherheiten. Er präsentiert sich eben gerne und muss noch lernen, sich dabei trotzdem auf mich zu konzentrieren. Aber er hat auch immer viele Höhepunkte. Und in der Kür war er dann mega gut“, freute sich die neue Meisterin.

Bronze ging an die Journalistin Mona-Sophie Bimmel aus Ilsfeld, Tochter der beiden Berufsreiter Jürgen Bimmel und Renate Gohr-Bimmel, und ihren zwölfjährigen Hannoveraner Fabricio von Nymphenburg. Die 26-Jährige hat eine Knieprothese und ist im Regelsport bis Intermediaire erfolgreich. Bei ihrem ersten DM-Start erzielte sie insgesamt 137,51 Punkte.

Die Bundestrainer Bernhard Fliegl und Rolf Grebe zeigten sich mit Verlauf der DM sehr zufrieden. "Unsere Reiter haben hier eine gute und überzeugende Leistung abgeliefert. Erfreulich ist die große Zahl und das gute Abschneiden der neuen Paare. Das wirkt sich auch insgesamt auf das Niveau aus", so Bernhard Fliegl.

Überraschungssieger bei den DM Para-Dressur: Anna-Lena Niehues (Grade IV) und Quimbaya. Foto (c) Equitaris

Tags: Deutsche Meisterschaften, Para-Dressur

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